Lean-Management für KMU: Werte ohne Verschwendung schaffen
Von: Manuela Häufle, Petra ThielVor Beginn von Prozessoptimierungen wird die Frage, ob dieser Prozess aus Kundensicht überhaupt notwendig und wertschöpfend ist, oftmals nicht gestellt. Ohne diesen Ansatz werden Tätigkeiten nur effizienter gestaltet, jedoch bleibt die Effektivität häufig außer Acht. Die Devise sollte lauten: „Die richtigen Dinge tun, bevor wir die Dinge richtig tun!“
Was richtig oder falsch bzw. wertschöpfend oder nicht wertschöpfend ist, entscheidet zunächst der Kunde. Aus seiner Sicht ist Wertschöpfung der Teil einer Tätigkeit für ein Produkt oder eine Dienstleistung, für die er tatsächlich gewillt ist zu bezahlen. Daher gilt es, sich bei der Prozessoptimierung auf die nicht wertschöpfenden Tätigkeiten zu konzentrieren.
Es gibt zwei Arten von nicht wertschöpfenden Tätigkeiten: Diejenigen, die unabdingbar sind und diejenigen, die überflüssig sind, die so genannten Verschwendungen. Diese sollten weitestgehend verringert oder bestenfalls eliminiert werden.
Verschwendungen sind der Sand im unternehmerischen Getriebe, die zu Kostenerhöhungen führen und die Zielerreichung behindern. Deshalb ist eines der Kernziele von Lean-Management die Beseitigung von Verschwendung.
Die neun Arten der Verschwendung
Die nach Toyota definierten Arten der Verschwendung beschränken sich auf sieben. Die achte und neunte fügen wir hinzu, weil diese nach heutiger Sicht einen immer größeren Stellenwert einnehmen.
1. Verschwendung durch Überproduktion
Symptome und Anzeichen: Berge von Fertigwarenbeständen, übervolle Lager, verstaubte und verschmutzte Waren, Verschrottungs- und Sonderpreisaktionen.
2. Verschwendung durch Warten
Symptome und Anzeichen: Warten auf vorhergehende Prozessschritte, Warten auf Reparatur oder Rüsten der Maschine, warten, dass die Maschine ihren Arbeitsschritt beendet.
3. Verschwendung durch Transporte
Symptome und Anzeichen: Hoher innerbetrieblicher Logistikaufwand, ständiges Aus- und Einpacken von Halbfertigteilen, zu spätes oder zu frühes Eintreffen der Teile
4. Verschwendung im Herstellprozess
Symptome und Anzeichen: Hohe Anzahl an Maschinenstörungen, hohe Rüstzeiten, permanente Nacharbeiten
5. Verschwendung durch Bestände
Symptome und Anzeichen: Verstaubte Zulieferteile, hoher Platzbedarf, zugestellte Transportwege, hoher Suchaufwand
6. Verschwendung durch Bewegung
Symptome und Anzeichen: Nachlassende Arbeitsqualität innerhalb einer Schicht, lange Wege, häufiges Suchen am Arbeitsplatz
7. Verschwendung durch Qualitätsfehler
Symptome und Anzeichen: Hoher Ausschuss, hohe Mengen an gesperrten Teilen, Lieferengpässe durch Qualitätsprobleme
8. Verschwendung durch ungenutzte Potentiale der Mitarbeiter
Symptome und Anzeichen: Demotivierte Mitarbeiter, hohe Fehlzeiten der Mitarbeiter, Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift, es werden wenig oder keine Mitarbeitergespräche geführt
9. Verschwendung durch gesundheitsschädliche Arbeitsverfahren
Symptome und Anzeichen: Schnelle physische und psychische Ermüdung, Klagen über Schmerzen, Meiden des Arbeitsplatzes, erhöhter Krankenstand
Das Ziel in Unternehmen aller Größen und Branchen ist, die Verschwendungen stets zu erkennen und zu beseitigen
Zu den Autoren:
Dipl.-Betr. (BA) Manuela Häufle ist Expertin im Bereich Prozessoptimierung und Industriemechanik. Mehr dazu ist unter www.haeufle-optimierung.de nachlesbar.
Petra Thiel ist REFA-Engineer, Six Sigma Black Belt und Spezialistin für Lean-Management- Methoden. Mehr dazu: www.swiss-lean-consulting.ch.
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