Selbständigen Paaren gelingen Doppelkarrieren häufiger
In Deutschland leben bereits 1,2 Millionen Paare erfolgreich eine Doppelkarriere-Partnerschaft. Besonders unter Selbständigen ist das Doppelkarrieremodell verbreitet. Wissenschaftler des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) und des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship der Universität Hohenheim (SEH) haben nun untersucht durch welche Erwerbs- und Lebensmodelle eine Doppelkarriere am besten gelingt. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Frauen an die Spitze“ gefördert.
Das klassische Muster „Der Mann macht Karriere, die Frau verdient hinzu oder bleibt zu Hause“ ist nach wie vor verbreitet. Doch inzwischen belegen viele Paare in so genannten „Doppelkarrieren“, dass es auch anders geht. Das Konzept der „Doppelkarriere“ umfasst ein Erwerbs- und Lebensmodell, bei dem beide Partner gleichberechtigt eine eigenständige berufliche Karriere verfolgen. Diese Ambitionen wollen sie in Einklang mit Lebensqualität, Partnerschaft und gegebenenfalls mit der Familie bringen. Dies gelingt allerdings nur acht Prozent aller Paare in Deutschland.
Selbständige realisieren weit häufiger eine Doppelkarriere als abhängig Beschäftigte. Im Schnitt erzielen sie auch ein höheres Nettoeinkommen. Dies gilt wenn einer der Partner selbständig ist genauso wie wenn beide Partner unternehmerisch aktiv sind. Zudem zeigt die Studie, dass Selbstständige ihre Arbeit in vielen Fällen flexibler gestalten können als dies in einer abhängigen Beschäftigung möglich ist: Knapp drei Viertel können ihre Arbeitszeit weitgehend frei einteilen und ihren Arbeitsort frei wählen. Die befragten Selbständigen sind zudem wesentlich häufiger mit ihrer beruflichen Laufbahn und auch ihrer Tätigkeit zufrieden als abhängig Beschäftigte.
In Doppelkarriere-Partnerschaften, in denen die Frau selbstständig und dabei gleichzeitig erfolgreich ist, finden sich mehr Paare mit Kindern als wenn beide Partner abhängig beschäftigt sind. „Dies illustriert, dass eine beruflich selbstständige Erwerbsarbeit vielen Paaren zumindest die Chance bietet, zwei Karrieren und die Familie aufeinander abzustimmen“, sagt Projektleiter Dr. René Leicht vom ifm.
Trotz der aufgezeigten Chancen, welche eine berufliche Selbständigkeit für Doppelkarrierepaare bietet, erweisen sich im Hinblick auf die Haushaltsführung die klassischen Geschlechterrollen als vergleichsweise stabil. Frauen übernehmen grundsätzlich den höheren Anteil der Hausarbeit, selbst wenn sie in gleichem Maße erwerbstätig sind wie Männer. Zwar sind drei Viertel der selbstständigen Frauen mit ihrem Familienleben sehr zufrieden, aber beinahe genauso viele klagen dennoch über Konflikte zwischen Arbeit und Familie.
„Wenn wir die Karriereplanung und -verfolgung von Frauen betrachten, dann müssen auch Partnerschaften mitgedacht werden. Das Verbundprojekt „Durch Selbstständigkeit zur Doppelkarriere“ hat einen Aspekt aufgegriffen, der bislang vernachlässigt wurde: die Frau als Partnerin einer Lebensgemeinschaft, in der beide Partner eine akademische Ausbildung genossen haben und eine jeweils eigene Karriere auf Augenhöhe mit dem Partner anstreben“, erklärt Dr. Alexandra Blanke vom Referat „Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung“ des BMBF.
(Redaktion)
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